Anfang: "Ich bin Kumpeltyp und harter Hund"

Am Mittwochmittag um 12 Uhr leitete Markus Anfang seine erste Trainingseinheit bei Drittligist Holstein Kiel. "Wir wollten einen frischen, unverbrauchten Trainer, der sich mit unseren Zielen identifiziert", sagt Ralf Becker. Der Geschäftsführer Sport hatte mit zehn Kandidaten ausführliche Gespräche geführt, Markus Anfang war danach seine Wunschlösung. Für den 42-Jährigen ist Holstein Kiel die erste Profistation. Zuvor war er Nachwuchstrainer bei Bayer 04 Leverkusen, führte die U 17 in der vergangenen Saison zur Deutschen Meisterschaft. Im DFB.de-Interview spricht Markus Anfang mit Mitarbeiter Oliver Jensen über seine Ziele in Kiel, seine Spielphilosophie und seine gemeinsame Zeit mit Bundestrainer Joachim Löw.

DFB.de: Herr Anfang, herzlich willkommen in der 3. Liga. Holstein Kiel ist nun die erste Profimannschaft, die Sie trainieren. War der Profifußball immer Ihr Ziel?

Markus Anfang: Das kann man so sagen. Ich habe vor drei Jahren den Fußball-Lehrer gemacht, um zu testen, wie weit es für mich als Trainer reicht. Nachdem ich einen Oberligisten trainierte hatte, war der Wechsel zu Bayer Leverkusen der nächste Schritt. Dort lernte ich professionelle Strukturen kennen. Nun kam die Anfrage aus Kiel.

DFB.de: Fiel Ihnen die Entscheidung leicht, Bayer Leverkusen zu verlassen?

Anfang: Nein, leicht war die Entscheidung sicherlich nicht. Bayer Leverkusen ist immerhin ein Champions-League-Verein. Aber letztendlich hat mich die Aufgabe bei Holstein Kiel gereizt. Für meine Trainerlaufbahn ist Kiel der nächste logische Schritt.

DFB.de: Haben Sie sich in der Vergangenheit bereits mit der 3. Liga beschäftigt?

Anfang: Da wir in Leverkusen keine zweite Mannschaft hatten, haben wir oft Spieler in die 2. Bundesliga oder in die 3. Liga ausgeliehen. Deren Spiele haben wir uns dann natürlich angesehen. Es ist allerdings nicht so, dass ich bereits jeden einzelnen Spieler und jede Mannschaft kenne.

DFB.de: Bei Bayer 04 waren Sie Jugendtrainer, nun sind Sie Profitrainer. Inwiefern müssen Sie sich umstellen?

Anfang: Die Aufgabe ändert sich nicht. In Leverkusen war es genauso mein Ziel, alle Spieler besser zu machen und dafür zu sorgen, dass sie ihre Leistung auf den Platz bringen. Was sich ändert, ist die Wertung der Arbeit. Im Jugendbereich ist die Toleranz für Fehler höher als im Profifußball, wo nur das Ergebnis zählt.



Am Mittwochmittag um 12 Uhr leitete Markus Anfang seine erste Trainingseinheit bei Drittligist Holstein Kiel. "Wir wollten einen frischen, unverbrauchten Trainer, der sich mit unseren Zielen identifiziert", sagt Ralf Becker. Der Geschäftsführer Sport hatte mit zehn Kandidaten ausführliche Gespräche geführt, Markus Anfang war danach seine Wunschlösung. Für den 42-Jährigen ist Holstein Kiel die erste Profistation. Zuvor war er Nachwuchstrainer bei Bayer 04 Leverkusen, führte die U 17 in der vergangenen Saison zur Deutschen Meisterschaft. Im DFB.de-Interview spricht Markus Anfang mit Mitarbeiter Oliver Jensen über seine Ziele in Kiel, seine Spielphilosophie und seine gemeinsame Zeit mit Bundestrainer Joachim Löw.

DFB.de: Herr Anfang, herzlich willkommen in der 3. Liga. Holstein Kiel ist nun die erste Profimannschaft, die Sie trainieren. War der Profifußball immer Ihr Ziel?

Markus Anfang: Das kann man so sagen. Ich habe vor drei Jahren den Fußball-Lehrer gemacht, um zu testen, wie weit es für mich als Trainer reicht. Nachdem ich einen Oberligisten trainierte hatte, war der Wechsel zu Bayer Leverkusen der nächste Schritt. Dort lernte ich professionelle Strukturen kennen. Nun kam die Anfrage aus Kiel.

DFB.de: Fiel Ihnen die Entscheidung leicht, Bayer Leverkusen zu verlassen?

Anfang: Nein, leicht war die Entscheidung sicherlich nicht. Bayer Leverkusen ist immerhin ein Champions-League-Verein. Aber letztendlich hat mich die Aufgabe bei Holstein Kiel gereizt. Für meine Trainerlaufbahn ist Kiel der nächste logische Schritt.

DFB.de: Haben Sie sich in der Vergangenheit bereits mit der 3. Liga beschäftigt?

Anfang: Da wir in Leverkusen keine zweite Mannschaft hatten, haben wir oft Spieler in die 2. Bundesliga oder in die 3. Liga ausgeliehen. Deren Spiele haben wir uns dann natürlich angesehen. Es ist allerdings nicht so, dass ich bereits jeden einzelnen Spieler und jede Mannschaft kenne.

DFB.de: Bei Bayer 04 waren Sie Jugendtrainer, nun sind Sie Profitrainer. Inwiefern müssen Sie sich umstellen?

Anfang: Die Aufgabe ändert sich nicht. In Leverkusen war es genauso mein Ziel, alle Spieler besser zu machen und dafür zu sorgen, dass sie ihre Leistung auf den Platz bringen. Was sich ändert, ist die Wertung der Arbeit. Im Jugendbereich ist die Toleranz für Fehler höher als im Profifußball, wo nur das Ergebnis zählt.

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DFB.de: Müssen Sie nicht Ihre Menschenführung ändern, wenn Sie nun Profis anstelle von Nachwuchsspielern trainieren?

Anfang: Ich bringe einmal ein Beispiel: Vor meiner Zeit in Leverkusen habe ich den Oberligisten SC Kapellen-Erft trainiert. In meiner Mannschaft hatte ich einen Firmenchef, aber auch einen Abendschüler, der seinen Abschluss nachgeholt hat. Die Menschenführung war identisch. Genauso spielt es keine Rolle, ob ich einen Jugendlichen oder einen Profi trainiere.

DFB.de: So gesehen, war auch Ihre erste Station als Amateurtrainer für Ihren Werdegang hilfreich.

Anfang: Absolut. Wenn meine Spieler zum Training kamen, hatten sie einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich. Es war nicht einfach, dann ein gutes Training zu führen. Jetzt habe ich Spieler, die hauptberuflich Fußball spielen. Die Aufgabenstellung des Trainers sind in den Amateurligen schwieriger als im Profifußball.

DFB.de: Welchen Fußball möchten Sie bei Holstein spielen lassen?

Anfang: Wir wollen immer den Ball haben, wollen in der Regel das Spiel dominieren. Wir wollen selber bestimmen, was auf dem Platz passiert.

DFB.de: Sie haben vorhin erwähnt, dass Bayer Leverkusen häufig Spieler in die unteren Ligen verleiht. Wäre es denkbar, dass Sie Ihre Kontakte nach Leverkusen spielen lassen, um ein paar Toptalente leihweise nach Kiel zu bekommen?

Anfang: Verpflichtungen fallen eher in das Aufgabengebiet von Ralf Becker. Aber klar: Wenn ein Spieler aus Leverkusen zu Holstein Kiel passen würde - nicht nur zu mir, sondern zu dem ganzen Verein -, würden wir natürlich alles versuchen.

DFB.de: Im Sommer gab der Verein das Ziel aus, diese Saison im oberen Tabellendrittel zu landen und innerhalb von drei Jahren in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Sind das auch Ihre Ziele?

Anfang: Ich kann mich mit diesen Zielen identifizieren. Natürlich muss alles ein wenig wachsen. Aber das Potenzial ist vorhanden. Die Strukturen sind super. Alleine das Trainingszentrum ist zweitliga- oder sogar bundesligatauglich. Wenn wir diese Saison im oberen Tabellendrittel landen und nächste Saison vielleicht einen weiteren Schritt machen, wäre das gut.

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DFB.de: Wie würden Sie sich selber als Trainer bezeichnen? Salopp gefragt: Sind Sie eher der Kumpeltyp oder der harte Hund?

Anfang: Ich kann ein Kumpeltyp, aber eben auch ein harter Hund sein. Beides ist manchmal notwendig. In manchen Situationen muss man einen Jungen abholen, ein offenes Ohr für ihn haben und sich ihm öffnen. Wenn aber jemand nicht das umsetzt, was die Mannschaft braucht, ist eine klare Ansage erforderlich.

DFB.de: Von welchen Trainern haben Sie selber viel gelernt?

Anfang: Da gibt es mehrere Trainer. Ich habe zum Beispiel die Schule von Aleksandar Ristic erlebt, der viel von Ernst Happel übernommen hatte. Er war sehr geradeaus und direkt. Ich habe auch die Schule von Kurt Jara erlebt, der die menschliche und sportliche Schiene sehr gut trennen konnte. Und ich habe unter Jogi Löw gespielt.

DFB.de: Beim FC Tirol Innsbruck ist das gewesen. Was für Erinnerungen haben Sie an den aktuellen Bundestrainer?

Anfang: Er hatte damals eine schwierige Phase. Nachdem er die türkische Liga verlassen hatte, kam er zu uns nach Tirol. Der Verein hatte damals wirtschaftliche Probleme, ging später auch Konkurs. Er stand praktisch zwischen der Vereinsführung und den Spielern, musste viel vermitteln.

DFB.de: Er war also menschlich mehr gefordert als sportlich?

Anfang: Ganz genau. Die Mannschaft war ja intakt. Wichtiger waren die existenziellen Fragen. Er musste viel kommunizieren und hat das toll gemeistert. Jogi war menschlich ein echter Gewinn. Dieser Eindruck blieb über all die Jahre bestehen. Er ist ein Mensch, den man anrufen und mit dem man sich weiterhin gut unterhalten kann. Den Kontakt zu ihm blieb auch danach bestehen.

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