DFB Saisonreport 3. Liga 2023/24

Wie lässt sich das weiter verbessern? PETER FRYMUTH Zum einen braucht es Vereine, die den Mut dazu haben und jungen Spielern die Chance geben. Zum anderen ist es an uns Verbänden, die Motivationsanreize dafür zu erhöhen – beispielsweise beim Nachwuchsfördertopf. Das ist ein Zusammenspiel, zu dem alle Seiten beitragen. Dabei geht es nicht nur um weitere Beispiele des Kalibers Andrich oder Undav, also um die nächsten Nationalspieler, sondern auch um die Spieler, die Richtung 2. Bundesliga und Bundesliga weiterentwickelt werden. Davon profitiert das gesamte System. Darum sollte das Thema im Interesse von allen liegen – von DFB, DFL und den Vereinen. Hier sehe ich die 3. Liga auch nicht als Bittsteller, der aus reiner Rücksicht subventioniert werden sollte. Die beschriebenen Beispiele unterstreichen, welchen sportlichen Mehrwert die 3. Liga liefert und dass sich eine Intensivierung der Maßnahmen lohnen würde. Über ein mögliches Etikett der 3. Liga als Ausbildungsliga wird immer wieder heiß diskutiert. Ein Manfred Schwabl würde es als bekennender Talentförderer bejahen, einige Traditionsklubs sehen es angesichts der dort vorherrschenden Spannungsfelder und des damit verbundenen Erfolgsdrucks anders. PETER FRYMUTH: Die Gedankenansätze von Manfred Schwabl gehen aus meiner Sicht grundsätzlich in die richtige Richtung. Als reine Ausbildungsliga würde ich die 3. Liga aber wie eingangs beschrieben nicht bezeichnen. Das kann sie vor dem Hintergrund der beschriebenen Spannungsfelder und hohen Herausforderungen in solch konsequenter Form nicht sein. Dafür steht für die Klubs zu viel auf dem Spiel. Gleichwohl ist die 3. Liga eine Liga für Entwicklung. Diesen Aspekt können wir noch stärker betonen und verfolgen – im Sinne des deutschen Fußballs. Gleichzeitig ist es auch legitim, wenn ein Drittligist kurzfristig mit erfahrenen Spielern den Weg in die 2. Bundesliga sucht. In der aktuellen Saison sind drei zweite Mannschaften in der 3. Liga vertreten. Dort kommen zahlreiche junge Spieler zum Einsatz, andererseits sind die zweiten Mannschaften für die Fans vieler Vereine ein Reizthema. PETER FRYMUTH: Ich habe Verständnis für die Fans, wenn sie zweite Mannschaften als weniger attraktiv für das Stadionerlebnis empfinden oder sie ein sportliches Störgefühl haben, wenn ein Spieler, der vorher in der Champions League im Kader stand, gegen ihren Klub in der 3. Liga zum Einsatz kommt. Dass die Fans lieber Kickers Offenbach oder die Stuttgarter Kickers in der 3. Liga sehen würden als eine zweite Mannschaft, ist klar. Aber Attraktivität kann nicht die einzige Komponente sein. Es gehören auch verschiedene sportliche Aspekte zur Gesamtbetrachtung. Zu welcher Einschätzung kommen Sie dabei? PETER FRYMUTH: Insgesamt sehe ich in den zweiten Mannschaften eher Chance als Risiko, weil sie einen wichtigen Beitrag zur Talentförderung leisten und die 3. Liga dafür ein gutes Umfeld bietet. In der 15-jährigen Geschichte der 3. Liga hat es sich aus meiner Sicht die Waage gehalten. Aktuell sind es drei zweite Mannschaften, oft waren es ein oder zwei, in manchen Jahren auch gar keine. Wir müssen uns die Entwicklungen aber immer wieder aufs Neue anschauen. 4

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