Auf den Spuren von Julius Hirsch

DAS DEUTSCHE KONZENTRATIONS- UND VERNICHTUNGSLAGER AUSCHWITZ | 85 Lager Auschwitz-Monowitz (Auschwitz III) überführt. Fast alle überlebenden Männer des Transports vom 01.–03. März 1943 verbrachten ihre Zeit in Auschwitz hier. Auschwitz-Monowitz, ab 1944 eigenständiges Konzentrationslager mit eigenen Nebenlagern, wurde im Oktober 1942 am südöstlichen Ende der größten Baustelle der ganzen Region eröffnet, um die Bau- arbeiten mit Sklavenarbeitern versorgen zu können. Dies war eine Initiative der „Bauherren“ dieser großen Fabrik: des (Interessengemeinschaft) IG-Farben Kon- zerns. Monowitz war somit das einzige konzerneigene Konzentrationslager im Deutschen Reich. Zu seiner „Hochzeit“ waren hier 11.000 vorwiegend männli- che, jüdische Häftlinge untergebracht. 14 Während die SS die Überwachung des Lagers übernahm, war der Konzern für die Verpflegung zuständig. Für die Arbeitsleistung wurden nicht die Häftlinge entlohnt, sondern die SS nach einem bestimmten Schlüssel zur Errechnung der Leistungsfähigkeit der Häftlinge im Vergleich zu „normalen“ Arbeitern bezahlt. 15 Das Ziel der IG-Farben war die Errichtung eines Werks zur Herstellung von synthetischem Treibstoff und künstlichem Kautschuk (Letzteres abgekürzt: Buna). Beide Produkte hatten eine hohe Kriegswich- tigkeit für das Deutsche Reich und die gegenseitige Abhängigkeit von Industrie und NS-Staat bildete sich in dieser Zusammenarbeit in Auschwitz beispielhaft ab. Himmler persönlich ordnete die Bereitstellung der Häftlinge für die Baustelle an. Dies, so wie die Ansied- lung des Konzerns vor Ort in Auschwitz, war grund- legend für den weitreichenden Ausbaubefehl für den Lagerkomplex vom März 1941 und ein maßgeblicher Wendepunkt in der Entwicklungsgeschichte von Auschwitz. Auf diese Entscheidung ging der Ausbau des Stammlagers, die Errichtung von Birkenau und der spätere Bau von Monowitz zurück. Tausende Häftlinge starben an den Bedingungen auf der Baustelle, wo keine Arbeitsschutzkleidung, mangelnde Sicherung und der ständige Antrieb zur Arbeit durch die Aufseher jeden Tag zur Qual werden ließen. 16 Gefangene, die als nicht mehr „arbeitsfähig“ galten, wurden bei den „Selektionen“ aussortiert und nach Birkenau zur „Sonderbehandlung“ überstellt. Dies war die offizielle Bezeichnung für die Ermordung in einer der Gaskammern.

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