Auf den Spuren von Julius Hirsch

DIE ENTSCHEIDUNG ZUM AUSBAU VON AUSCHWITZ Die Frauen aus dem Stammlager blieben dort nur wenige Monate, bevor sie imAugust in den Abschnitt B I des nur etwa drei Kilometer entfernten neuen Lagers Auschwitz-Birkenau verlegt wurden. Die Ent- scheidung zu dessen Bau fiel im März 1941 nach einem Besuch Heinrich Himmlers. Mit Blick auf den bevorstehenden deutschen Überfall auf die Sowjet- union plante der Reichsführer SS, die erwarteten Mas- sen an sowjetischen Kriegsgefangenen als Zwangsar- beiter zu nutzen. Für ihre Aufnahme sollten zunächst riesige neue Lager in Lublin (Majdanek) und Ausch- witz-Birkenau dienen. Als Größenordnung für Birke- nau kursierte im Herbst 1941, kurz vor Baubeginn, die Zahl von 125.000 Gefangenen. 10 Die Pläne zum Ausbau des Lagers wurden parallel mit jenen zum Ausbau der Stadt entwickelt. Eine grö- ßere Zahl von Häftlingen bedeutete mehr Arbeits- kraft für neue Unternehmen. Diese sollten wiederum ziviles Personal mit nach Auschwitz bringen und die „Musterstadt“ sollte wachsen. Die Planer gingen von 40.000 Menschen aus, die sich in Auschwitz nieder- lassen sollten. Tatsächlich kamen bis zum Kriegsende nur knapp 7.000 Deutsche an diesen Ort. Auch die Kapazität des Stammlagers wurde im Zuge des Aus- baus von 10.000 auf 30.000 Gefangene erhöht. 11 Die teilweise eingeschossigen Baracken wurden auf- gestockt und der vorherige Appellplatz bebaut. Das Stammlager Auschwitz hatte bis zum Kriegsende 28 zweigeschossige Häftlingsgebäude. Im Oktober 1941 wurden 10.000 sowjetische Kriegs- gefangene nach Auschwitz verschleppt und mussten, zunächst ebenfalls untergebracht im Stammlager, mit derTrockenlegung des sumpfigen Geländes imehema- ligen Dorf Brzezinka und dem Bau der ersten Baracken beginnen.Anschließend stellten sie selbst imAbschnitt BIb die erste Häftlingsgruppe des neuen Lagers Ausch- witz-Birkenau (später: Auschwitz II).Der schwerenArbeit im Winter 1941/42 fielen die Kriegsgefangenen zu Tausenden zumOpfer: Als die Gruppe im Frühjahr nach Birkenau verlegt wurde, waren nur noch 945 von ihnen am Leben. 12 Im August 1942 wurden die Abschnitte BIa und b in Birkenau zum Frauenlager, in dem jüdische und nichtjüdische Frauen gefangen waren, die in unter- schiedlichenArbeitskommandos zurArbeit gezwungen wurden: zum Beispiel in der Landwirtschaft, in einer nahegelegenen Munitionsfabrik oder bei verschiede- nen Tätigkeiten innerhalb des Lagers. Diese Arbeit fand innerhalb der sogenannten „gro- ßen Postenkette“ statt, die den gesamten Bereich der Lager Auschwitz I und II und viele weitere Funk- tionsgebäude umschloss. Eine weitere Postenkette umschloss das 40 km 2 große Sperrgebiet des „Inter- essengebiets Auschwitz“ vor den Toren der Stadt. Um OŚWIĘCIM AUSCHWITZ BAUSTELLE BUNAWERKE IG FARBENINDUSTRIE „ALTE RAMPE“ „WEISSES HAUS“ AUSCHWITZ I STAMMLAGER AUSCHWITZ III- MONOWITZ RAISKO PLAWY LEGENDE Im März 1943 vorhanden Straßen Im Januar 1945 vorhanden Fluss Eisenbahn Skizze zum Ausbaustand des Lagerkomplexes Auschwitz-Birkenau beim Eintreffen des Deportations- zuges mit Julius Hirsch Anfang März 1943.

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