Auf den Spuren von Julius Hirsch

nicht länger auf der Baustelle arbeiten konnten: „Der Lkw fuhr jeden Tag und holte meistens zehn bis 15 Halbtote von der Baustelle ab. Da musste doch das Krankenrevier bald überfüllt sein, sagt ich mir. Ich traute mich aber nicht, meinen Kommandoführer [...] zu befragen.“Wenig später erfuhr er, dass alle, die der SS oder den IG-Farben-Verantwortlichen nicht mehr „nützlich“ schienen, in den Gaskammern in Birkenau ermordet wurden. Justin Sonder überlebte Auschwitz und den anschlie- ßenden Todesmarsch, der ihn über mehrere Statio- nen in das KZ Flossenbürg nach Bayern führte. Dort gelang ihm vor Kriegsende die Flucht. In den 1980er Jahren trat Justin Sonder, der in der DDR Kriminalpolizist wurde, im Prozess gegen den Dresdner Gestapo-Chef Henry Schmidt als Zeuge auf und sagte gegen diesen aus. Mit Justin Sonder starb der letzte bekannte Überle- bende der Deportation vom 1.–3. März 1943 im Juni 2020. DEPORTATION NACH AUSCHWITZ | DRESDEN/CHEMNITZ | 75 „ WÄHREND DER FAHRT NACH AUSCHWITZ UND AUCH ZUVOR HABEN WIR KEINE VERPFLEGUNG UND AUCH KEINERLEI GE-­ TRÄNKE ERHALTEN. DIE NOTDURFT MUSSTEN WIR IN EINEM KÜBEL VERRICHTEN, DER IN EINER ECKE DES WAGGONS STAND. IM VERLAUFE DER GESAMTEN FAHRT BLIEBEN DIE TÜREN DER VIEHWAGGONS, DIE NUR ÜBER EINE LUFTKLAPPE VERFÜGTEN, GESCHLOSSEN. “ JUSTIN SONDER IM PROZESS GEGEN HENRY SCHMIDT, 1986.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTA4MjA=