Auf den Spuren von Julius Hirsch

DEPORTATION NACH AUSCHWITZ | BIELEFELD | 57 gebracht, die am 1. März 1943 abends in Bielefeld eintraf. Eine weitere Sammelstelle für diejenigen, die am 2. März 1943 von Bielefeld aus deportiert werden sollten, befand sich in der Gaststätte „Kyffhäuser“ am Kesselbrink. An die Bilder der Deportation an jenem Tag erinnerte sich eine Zeitzeugin imNachhinein: „Am Morgen des 2.3.1943 wurden mindestens 76 jüdische Lagerinsassen aus dem Lager Schloßhofstraße von Gestapobeamten bewacht durch die Stadt zumGüter- bahnhof geführt, unter ihnen ca. 30 Frauen und 10 Kleinkinder. Beladen mit dem verbliebenen Hab und Gut fand diese entwürdigende Austreibung aus der Stadt vor den Augen der Bielefelder Bevölkerung statt. Am Güterbahnhof wurden die Menschen in Güterwa- gen getrieben, die Türen verschlossen und verriegelt. Ziel der Fahrt war […] Auschwitz. Einige von ihnen werden schon die Fahrt nicht überstanden haben. Wie können 2-jährige Kinder ohne Wasser auskom- men?“ Die Deportation vom 2. März 1943 war bereits die fünfte aus der Stadt Bielefeld, es sind an diesem Tag mindestens 229 Menschen von hier verschleppt worden. Das ehemalige Hachschara-Lager Schloßhof- straße wurde in den Tagen der Fabrikaktion endgültig aufgelöst, die Träume der rettenden Auswanderung nach Palästina waren verloren. „ MORGEN FRÜH GEHT DER ZUG GEGEN ½ 10H, ABER WIR WER- DEN SCHON GEGEN 6-7H ABGEHOLT. DAS GEPÄCK BRAUCHEN WIR NICHT ZU TRAGEN. MEIN ENGELCHEN, HALT‘ DEN KOPF HOCH, WIR SIND IN GEDANKEN IMMER BEI DIR. ISS TÜCHTIG UND HALTE DICH FÜR UNS GESUND. WIR WERDENS SCHON SCHAFFEN. AUFWIEDERSEHEN, MEIN GUTES, IN LIEBE 1.000.000 KÜSSE DEIN LOTTEKIND. “ HEIMLICH VERFASSTE ABSCHIEDSGRÜSSE VON PAUL HOFFMANN UND LOTTE WINDMÜLLER AN DEREN PFLEGEMUTTER JOHANNE PEPPMÖLLER. Text zur Deportation vom März 1943 auf der Seite des Stadtarchiv Bielefeld.

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