Auf den Spuren von Julius Hirsch

Imo Moszkowicz wurde am 27. Juli 1925 als Sohn eines Schuhmachers in Ahlen geboren, er hatte sechs weitere Geschwister. Seine Mutter Chaja war eine pol- nische Jüdin, sein Vater Benjamin war als russischer Kriegsgefangener während des Ersten Weltkriegs nach Deutschland gekommen. Die finanzielle Situa- tion der Familie war sehr angespannt. Die jüdische Gemeinde in Ahlen stellte der Familie eine Wohnung im Gemeindezentrum zur Verfügung. Das Gemein- dehaus war schon vor 1938 Ziel von antisemitischen Angriffen. Einige von Imos Freunden gingen in die Hitlerjugend und wandten sich von ihm ab. Dem Vater Benjamin Moszkowicz gelang es 1938 zu seiner Schwester nach Argentinien auszuwandern. Die restliche Familie versuchte nachzukommen, die Ausreise war für den 10. November 1938 geplant. In der Nacht vom 9. auf den 10. November drang ein uniformierter SA-Schlägertrupp in die Wohnung der Familie ein und verwüstete die gesamte Einrichtung. Auch die Ahlener Synagoge wurde in Brand gesteckt, die Familie Moszkowicz musste aus dem Haus flie- hen. Die Ausreise war damit gescheitert und die Pläne mussten mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endgültig verworfen werden. Stattdessen ging die Familie im Herbst 1939 zunächst nach Essen. Mit 16 Jahren wurde die drei Brüder Imo, Herman und David Moszkowicz zur Zwangsarbeit bei RWE verpflichtet, wo sie anfangs im Straßenbau und später als Zimmer- leute im Kohlekraftwerk arbeiten mussten. Chaja Moskowicz wurde am 21. April 1942 zusammen mit ihren vier Töchtern nach Düsseldorf zum Schlacht- hof gebracht, der als Deportationssammelstelle für den Regierungsbezirk diente. Sie wurden am nächsten Tag in das Transitghetto Izbica in der Nähe von Lublin im besetzten Polen deportiert.Während sein Bruder David vermutlich noch in Essen nach einerVerhaftung von der Polizei ermordet wurde, verhaftete die Polizei Imo und seinen verbliebenen BruderHermann ohneVorwarnung auf dem RWE-Gelände und brachte sie mit Zwischen- station in Düsseldorf in die Deportationssammelstelle nach Dortmund. Dort wurden sie am 2. März 1943 mit den anderen Jüdinnen und Juden aus Dortmund, Essen und Düsseldorf in den Sammeltransport nach Ausch- witz gezwungen. Auf der Rampe in Auschwitz-Birkenau sahen sich die Brüder zum letzten Mal. Imo Moszkowicz kam als Zwangsarbeiter für die IG Farben-Baustelle in den Lagerteil Auschwitz-Mono- witz. Er musste im sogenannten „Zementkommando“ arbeiten, in dem die Gefangenen schwere Säcke über das Werksgelände schleppen mussten und täglich viele von ihnen unter der Last zusammenbrachen. Sie starben auf der Baustelle oder wurden nach Birke- nau „überstellt“, so bezeichnete die offizielle Lager- sprache die Ermordung in den Gaskammern. Mit viel Glück überlebte Moskowicz das Lager und auch einen der anschließenden „Todesmärsche“, mit denen ab Januar 1945 die verbliebenen Häftlinge nach Westen getrieben wurden. Neben seinemVater in Argentinien war er der einzige Überlebende seiner Familie. Zurück in Deutschland studierte er Schauspiel und wurde ein erfolgreicher Regisseur. Er führte Regie in über 200 Fernsehfilmen. DEPORTATION NACH AUSCHWITZ | DÜSSELDORF/ESSEN ISAAK (IMO) MOSZKOWICZ (1925 – 2011) Die zerstörte Synagoge in Ahlen, nach dem 9. November 1938. Sammlung Hans Gummersbach Imo Moszkowicz am Filmset, 1970er Jahre. Sammlung Hans Gummersbach

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