Auf den Spuren von Julius Hirsch
DEPORTATION NACH AUSCHWITZ | TRIER | 41 „ EINIGE TAGE SPÄTER BEMERKTE ICH, ALS ICH ZUM BAHNHOF KAM, DASS DIE GESTAPO DIE JÜDISCHE KOLONNE DORT VER- SAMMELT HATTE. ICH GING HINTER DIESER GRUPPE IN DEN ZUG, WURDE ABER 2 STATIONEN SPÄTER VON DER GESTAPO AUS DEM ZUG GENOMMEN UND IN DAS GEFÄNGNIS IN TRIER-WINDSTRASSE EINGELIEFERT. ICH KAM IN EINE 4-MANN-ZELLE, IN DER BEREITS ALLE JÜDISCHEN MÄNNER, ETWA 30 PERSONEN, WAREN. […] MEINE SCHWESTER UND ICH WURDEN DANN ZU EINER SAMMELSTELLE IM BISCHOF-KORUM-HAUS GEBRACHT,WOHIN MEINE ELTERN SPÄTER AUCH GEBRACHTWURDEN. DORT WURDEN DIE PERSONALIEN AUFGENOMMEN, ALLE WERTSACHEN UND DIE SCHLÜSSEL WURDEN ABGEGEBEN. MEIN VATER SAGTE DARAUFHIN, JETZT SIND WIR VOGELFREI. AUF MEINE FRAGE, WAS DIES BEDEUTE, SAGTE MEIN VATER, JETZT KÖNNEN SIE MIT UNS MACHEN, WAS SIE WOLLEN, UND KEIN HAHN KRÄHT NOCH NACH UNS. WIR BLIEBEN ÜBER NACHT IM BISCHOF- KORUM-HAUS UND WURDEN AM NÄCHSTEN MORGEN ZUM GÜTERBAHNHOF GEFÜHRT, KAMEN DORT MIT UNSEREM GEPÄCK IN EINEN ALTEN WAGON UND FUHREN BIS DORTMUND, WO WIR IN DER VIEHHALLE DES SCHLACHTHOFES ÜBERNACHTE- TEN, UM AM NÄCHSTEN TAG IN EINEM VIEHWAGEN DIE FAHRT NACH AUSCHWITZ ANZUTRETEN. IN DIESEM GÜTERWAGEN HERRSCHTEN CHAOTISCHE VERHÄLTNISSE. ES WAREN UNGEFÄHR 50 BIS 60 PERSONEN IN DEM WAGEN, EIN KLEINER EIMER, DER FÜR DIE EXKREMENTE DIENTE, DERWAR NACH KURZER ZEITVOLL. DIESE ECKEWURDE DANN MIT GEPÄCKSTÜCKENABGE- TRENNT. ES HERRSCHTEN ZUSTÄNDE, DIE KAUM ZU BESCHREIBEN SIND. “ AUS EINER REDE VON DR. HEINZ KAHN IM RHEINLAND-PFÄLZISCHEN LANDTAG, 2007. Mehr Informationen zur Biografie von Heinz Kahn finden sich auf der Homepage des Wollheim Memorial.
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