PROTOKOLLE Bundestag 2019

59 42. ordentlicher DFB-Bundestag · 3./4. November 2016 · Erfurt Lassen Sie mich noch Folgendes sagen: Vor einigen Monaten war im „Spiegel“ eine Bestands- aufnahme zum Fußball in Deutschland zu lesen. Unter anderem wurden darin ich und andere Vertreter des Amateurfußballs unter Berufung auf ungenannte Quellen als „ewig Gestrige“ bezeichnet, die die Anforderungen der globalisierten Welt nicht kapieren würden. Was wäre das aber für eine verrückte Welt, wenn es selbst in der Welt des Fußballs nur noch um Gewinnmaximierung ginge! Was wäre das für eine verrückte Welt, wenn die Arbeit Ehren- amtlicher für Kinder, das ehrenamtliche Engagement von Menschen in unseren Ortschaften abgetan würde als unbedeutende Nebensächlichkeit! Was wäre das für eine verrückte Welt, wenn tagtäglich nur noch von Globalisierung und internationalen Märkten gesprochen würde und man den Eindruck gewinnen könnte, als wäre es nicht wichtig, was in unserem eigenen Land, in unserer eigenen Gesellschaft tagtäglich passiert! Wir alle – und damit meine ich, um nicht missverstanden zu werden, ausdrücklich uns alle –, die Vertreter des Profifußballs wie des Amateurfußballs, wir stehen alle mitten in dieser, unse- rer Gesellschaft. Wir tragen alle gemeinsam Verantwortung dafür, dass das Leben in unserem Land, in unseren Dörfern und Kommunen wirklich gut funktioniert. Als Amateurfußballvertreter frage ich: Sind wir wirklich ewig Gestrige, weil wir uns einsetzen für den Amateurfußball, weil wir uns dafür einsetzen, dass die Menschen in unseren Ortschaf- ten zusammenhalten, weil wir uns dafür einsetzen, dass sie Freude haben an diesem unheim- lich schönen Spiel, dass sie dieses Spiel aber auch benutzen, um das Zusammenleben der Menschen zu stärken? Und ich antworte: Nein, wir sind nicht ewig Gestrige. Wir sind auch nicht ewig Gestrige, wenn wir betonen, dass es uns vorrangig um die Freude am Spiel geht, um das Miteinander, die Gemeinschaft. Und wir sind auch nicht ewig Gestrige, wenn wir uns einsetzen pro Ehrenamt. Denn ohne das Ehrenamt würde diese Gesellschaft nicht funktionieren können. Und wir sind auch nicht ewig gestrig, wenn wir uns für Inklusion einsetzen, wenn wir uns für Schiedsrichter einsetzen, für Trainer, für all die Menschen, die Woche für Woche sich für unsere jungen Menschen, für unsere Buben und Mädchen in den Vereinen engagieren. Meine Damen und Herren, wir Amateure sind im Sport das, was im gesellschaftlichen Leben ansonsten die Träger von Kindergarteneinrichtungen, Vorschuleinrichtungen, Kitas, Kranken- häusern oder Senioreneinrichtungen sind. Wir sind dort tätig, wo man mit unserer Sportart kein Geld verdienen kann, wo man aber die Voraussetzungen dafür schafft, dass andere Geld verdienen können. Ich meine, der Amateurfußball und seine Amateurvereine leisten einen wesentlichen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg der Bundesligisten und der Nationalmannschaft des DFB. Meine Damen und Herren, das Haus des deutschen Fußballs besteht glücklicherweise aus dem Stockwerk des Profifußballs und dem Stockwerk des Amateurfußballs. Wir hängen gegenseitig voneinander ab. Ohne eine gute Zukunft der Amateurfußballbasis keine guten Spitzentalente, und ohne gute Zukunft der Amateurfußballbasis mit Begeisterung der jungen Buben und Mädchen für Fußball keine Fans auf den Tribünen der Zukunft und auch keine Fernsehzuschauer mehr, die die Sky-Verträge und andere Verträge des Pay-TV abschließen. Wir sind jetzt, aber auch mittel- und langfristig wechselseitig aufeinander angewiesen. Wir stehen deshalb für ein solidarisches Miteinander von Profi- und Amateurfußball, aber auch innerhalb des Amateurfußballs untereinander ein. Wir akzeptieren deshalb im neuen Grund- lagenvertrag weitere Spiele am Sonntagnachmittag, auch wenn diese zeitgleich zu den Spie- len des Amateurfußballs stattfinden und deshalb naturgemäß bei dem einen oder anderen TOP 3 Rechenschaftsbericht des Präsidiums

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