PROTOKOLLE Bundestag 2019

48 42. ordentlicher DFB-Bundestag · 3./4. November 2016 · Erfurt Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass gerade in einer Zeit der wachsenden Globalisierung Vereine als Stätte der Heimat und der Orientierung besonders gefragt sind. Unsere Amateure im Ehrenamt sind echte Profis in Sachen sozialer Kompetenz. Sie spüren, dass unsere Ver- einskultur nur erhalten bleibt, wenn Werte wie Zusammenhalt und Fair Play, Respekt und Toleranz, Verlässlichkeit und Vertrauen von einer Spielergeneration zur nächsten weitergege- ben werden. Diese Kultur müssen wir erhalten. Diesen Fußball müssen wir erhalten. Anders als in der virtu- ellen Welt von Facebook und Twitter steht der Fußball für direkte Kommunikation, für echte Kontakte und Freundschaften. In einer Gesellschaft der Individualität steht der Fußball für das Miteinander. Der Fußball schafft Orte für Gemeinschaft. Für mich besteht genau darin sein größter Wert. Diese Orte zu schützen, ist unsere Verantwortung. Deswegen müssen wir die Diskussion führen: Welche Form von Vereinskultur wünschen wir uns? Welche Erwartungen haben neue Mitglieder an uns? Wie können sie sich sinnvoll in den Verein einbringen, um dort mitarbeiten zu können? Ich sage ganz offen: Vereine sind keine Dienstleistungsunternehmen, und alleine mit Cap- puccino-Eltern als Mitglieder kommen wir nicht weiter. Das sind die Fälle, in denen der SUV am Donnerstagnachmittag um 16 Uhr auf das Vereinsgelände fährt, die Tür geht auf, das Kind steigt aus, Mama und Papa fahren Cappuccino trinken. Und nach zwei Stunden, wenn sie ihr Kind wieder abholen, erwarten sie, dass der 10-Jährige seiner Karriere als Bundesligaprofi entschieden nähergekommen ist, dass der Übungsleiter sämtliche Erziehungsdefizite, die im Haushalt bestehen, ausgeglichen hat, und sie erwarten, dass alles zur Gesundheitsprävention getan wurde, um die Currywurst mit Pommes am Wochenende schadlos zu überstehen. Und das Ganze für drei Euro im Monat! So kann ehrenamtliche Arbeit in unseren Vereinen in Zukunft nicht funktionieren. Da muss es darum gehen, mitzutun, dass jeder seinen Beitrag leistet, sich im Verein engagiert und selber dafür sorgt, dass es mit dem Verein und der Ehrenamtlichkeit weiter vorangeht. Die Ehrenamtlichen, die wir brauchen, sind im Grunde genommen schon alle im Verein, wir müssen sie nur zu Aktiven machen. Es ist jeden Tag aufs Neue die große Herausforderung im Ehrenamt, dass die, die von ihrer Arbeit im Verein begeistert sind, auch andere begeistern. Wir brauchen auch eine neue Kultur der Vereinsführung. Wir müssen viel intensiver als bisher mit unseren Mitgliedern reden, wie sie sich ihr ehrenamtliches Engagement vorstellen könn- ten, in welchen Bereichen des Vereins sie sich engagieren wollen. Das alles und noch viel mehr leistet der Masterplan Amateurfußball, dafür die richtigen Rah- menbedingungen zu schaffen. Ich bin unserem zuständigen Vizepräsidenten Peter Frymuth sehr dankbar, dass er diese Arbeit neben dem DFB-Pokal im Masterplan Amateurfußball so vorantreibt. Lieber Peter, auch Dir dafür ein herzliches Wort des Dankes für Deine Arbeit. (Beifall) Unser Ehrenamt im Fußball muss die Vielfalt unserer Gesellschaft noch stärker widerspiegeln. Deshalb werbe ich engagiert dafür, dass wir mehr Menschen mit Migrationsgeschichte für die ehrenamtliche Mitarbeit im Verein gewinnen: als Trainer, als Schiedsrichter, als Kassenwart oder auch als Vereinsvorsitzender. Das gilt genauso für Frauen, die noch viel zu wenig in unsere Arbeit eingebunden werden. Platz für Frauen im Ehrenamt gibt es weit über die Ausschüsse für Frauen- und Mädchenfuß- ball hinaus. TOP 3 Rechenschaftsbericht des Präsidiums

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