PROTOKOLLE Bundestag 2019

34 42. ordentlicher DFB-Bundestag · 3./4. November 2016 · Erfurt Ehrungen Jogi, komm zu mir herüber! Du hast uns etwas Schönes mitgebracht. Das stellen wir hier gleich in Position. – Jogi, immer noch ein bisschen Gänsehaut, wenn Du den Pokal hier vorne stehen siehst, oder lässt das mit der Zeit nach? Joachim Löw: Man sieht immer wieder mal irgendwo Bilder im Fernsehen und natürlich auch manchmal zu Hause. Ich glaube, diese Erinnerungen, die man hat, wird man nie vergessen; das bleibt immer in uns. Wenn man so ein bisschen zurückdenkt, ist das natürlich auch ein unbeschreibliches Gefühl. Ralf Köttker: Wir haben gerade den Jürgen Klinsmann zum Ehrenspielführer gemacht. Wel- chen Anteil hat er an Eurem Erfolg und an Deinem persönlichen Erfolg? Joachim Löw: Er hat auf jeden Fall einen sehr großen Anteil. 2004 ist die Nationalmannschaft bei der EM ausgeschieden, und es sind dann verschiedene Dinge in die Wege geleitet worden. Als Jürgen kam, gab es eine große Aufbruchstimmung und einige Dinge sind verändert wor- den. Das war damals unheimlich wichtig. Ich glaube, das war auch die Basis für die weiteren Erfolge und für den Titel 2014. Ralf Köttker: Hansi, an Dich ganz kurz: Was war oder – vielleicht sagen wir besser – was ist die besondere Qualität dieser Mannschaft? Hans-Dieter Flick: Es ist einfach ein Endprodukt. Letztendlich ist vorhin schon alles gesagt worden. Die Basis in Deutschland arbeitet hervorragend: die Leistungszentren, die Stütz- punkte, das – wie Horst sagt – „Spiel-Mobil“, (Heiterkeit) das DFB-Mobil, das unterwegs ist, und natürlich die Vereine und die Leistungszentren. Das ist einfach eine Struktur, die sensationell ist und für die wir auch in der ganzen Welt bewundert werden. Dabei kommen Talente heraus, die wir schon 2014 und auch jetzt betreuen dürfen. Von daher ist die Qualität einzigartig. Horst hat vorhin gesagt: Mit dieser Mannschaft, mit die- sen Spielern kannst du eigentlich nur Titel gewinnen. Deswegen glaube ich, dass es ein Endprodukt war – auch von vielen Niederlagen, die wir eingesteckt haben. Aber letztendlich haben wir nie aufgegeben, an unserer Spielidee weiter- gearbeitet und 2014 dann diesen goldenen Pokal geholt. Ralf Köttker: Oliver, kein WM-Talk ohne Campo Bahia. Hast Du manchmal ein bisschen Fern- weh? Oliver Bierhoff: Ja, man riecht noch fast die Luft, wenn man den Film sieht. Ich glaube, für uns alle – auch für die Mannschaft und die Betreuer – war es eine ganz besondere Zeit, eine ganz besondere Atmosphäre. Manchmal wird mir noch schlecht, wenn ich zurückblicke – genauso wie 2004, Jürgen. Wir waren uns damals nicht bewusst, auf was wir uns einlassen, mit wel- chem Druck und in welcher Dimension Dinge entstehen. So war es auch auf dem Campo Bahia, wo zwei Tage vor unserer Anreise die Meldung kam: Wir müssen über Plan B nachden- ken und 20 Leute ausquartieren. Aber es hat gepasst. Bei dieser WM war das Geheimnis des Erfolges, dass so viele Dinge zusammengekommen sind. Das hatte irgendwie sein sollen. Ich glaube, das war letztendlich das Verdienst des gesamten deutschen Fußballs.

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