PROTOKOLLE Bundestag 2019

32 42. ordentlicher DFB-Bundestag · 3./4. November 2016 · Erfurt Ehrungen Für mich ist dies einfach der Moment, Danke zu sagen an meinen Mentor von klein auf. Ich wurde zum ersten Mal in die Familie des DFB berufen als 15-Jähriger, in die U 16-National- mannschaft, und mein Trainer hieß Berti Vogts. In der U 18 war er nicht mehr Trainer. Da habe ich meine Rote Karte abgeholt, weil ich überehrgeizig war, und wurde herausgeschmissen. Dann war Berti wieder U 21-Trainer, und ich wurde wieder zurückgeholt. Später wurden wir dann gemeinsam Europameister 1996 in England. Er ist ja nach wie vor der amtierende Euro- pameister-Bundestrainer. Ich glaube, dass man letztendlich ein Kind seines Umfeldes ist und immer bleibt. Ich hatte das Glück, über die vielen Stationen – beginnend mit dem Amateur- und Jugendfußball, dann natürlich im Profibereich, egal, in welchen Ländern ich spielen durfte – tolle, großartige Trai- ner an der Seite zu haben. Aber ich glaube, derjenige, der wirklich immer zu mir hielt – auch wenn ich wochenlang nicht mehr getroffen habe –, war Berti Vogts. Ihm möchte ich ein ganz besonderes Dankeschön sagen. (Beifall) Ralf Köttker: Berti Vogts! Das wird ihn mit Sicherheit freuen. – Ich muss auch noch eine Frage zu 2006 loswerden, Jürgen. Das Spielerische, die Spielerkarriere ist das eine, aber 2006 war für Dich – wie ich mir vorstellen kann – ebenfalls ein unvergessliches Erlebnis. Du wirst auch in den USA die Schlagzeilen der letzten zwölf Monate gelesen haben. Was bleibt aber für Dich auch sportlich von dieser WM hängen? Jürgen Klinsmann: Es bleibt unglaublich viel. Natürlich haben wir im Team diese Aufgabe 2004 angenommen und haben ein paar Widerstände bekämpfen müssen. Aber letztendlich ist das ein Endprodukt von allen Menschen. Ich glaube, dass die Weltmeisterschaft einfach verinnerlicht wurde vom gesamten Land. Wir haben immer gesagt: Es ist die Weltmeister- schaft des wiedervereinigten Deutschlands – zum ersten Mal dann –, und wir wollen der Welt zeigen, wer wir sind. Dass dann auf einmal – wie die Bundeskanzlerin angesprochen hat – ganz Deutschland in ein Fahnenmeer überging, war einfach deswegen, weil sich jeder als Teil die- ses Gesamten gesehen hat: jeder Fan, jeder kleine Kicker irgendwo, natürlich die Mannschaft und der gesamte Stab. Und wir durften dann diese Emotionen genießen. Die Kanzlerin kam ja zum Spiel um den dritten Platz nach Stuttgart, und als es dann hieß: „Fahren wir noch nach Berlin, und sollen wir uns noch bedanken?“ habe ich gesagt: Wir sind doch nur Dritter geworden. Dann sind wir aber nach Berlin gefahren, weil die Mannschaft unbedingt dort hinwollte, und Millionen Menschen standen am Brandenburger Tor. Diese Emotionen, die kann uns allen einfach keiner nehmen; sie werden immer da sein. Ich bin dann mit der Familie zurück in die USA gegangen. Da war ich immer nur Fan und habe Daumen gedrückt für Jogi und die Mannschaft. Ich wusste, früher oder später werden die das schaffen. Und das haben sie dann in grandioser Weise in Brasilien auch getan. Ralf Köttker: Super. – Noch ganz kurz zum Schluss: Du lebst in den USA. Kommst Du irgend- wann wieder nach Deutschland zurück? Der VfB Stuttgart könnte noch ein bisschen Hilfe brauchen, glaube ich. (Heiterkeit) Jürgen Klinsmann: Ich könnte noch eine Zeit lang weitermachen – auf jeden Fall – und möchte Deutschland ein bisschen ärgern bei der nächsten WM in Russland – wenn es geht. Wir haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht – wie Ihr bei der WM in Brasilien vielleicht ein bisschen gesehen habt. Wir haben „nur“ 0:1 gegen Jogi verloren.

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