PROTOKOLLE Bundestag 2019

29 42. ordentlicher DFB-Bundestag · 3./4. November 2016 · Erfurt Eigentlich wäre er jetzt auf die Bühne gekommen; aber er muss sich noch einen kleinen Moment gedulden. Denn es gibt da jemanden, der es sich trotz randvollem Terminkalender nicht nehmen lassen wollte, persönlich zu gratulieren. Jeden Morgen, wenn ich zum DFB komme und über die Flure in mein Büro gehe, laufe ich an einem Bild vorbei. Das zeigt die beiden 2006 in trauter Umarmung. – Haben wir das Bild da? – Hinter mir sehen Sie es. Das Bild spricht, glaube ich, für sich. Ich glaube, diese Verbindung und der Kontakt sind bis heute auch geblieben. Meine Damen und Herren, sie weiß am besten, was der Fußball in unserem Land bewegen kann, sie jubelt auf der Tribüne, wie ich finde, mit Abstand am schönsten, und sie ist die einzige Frau, die in unsere Kabine darf. Meine Damen und Herren, unsere Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel! (Beifall – Fotos von der Bundeskanzlerin mit der Fußball-Nationalmannschaft) Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin: Sehr geehrte Damen und Herren – ich mache die Anrede kurz –, vor allem lieber Jürgen Klinsmann! Sie haben schon viele Pokale in der Hand gehalten, eine Reihe von Auszeichnungen entgegengenommen, darunter auch das Bundes- verdienstkreuz, das ich Ihnen 2007 überreichen durfte. Es ist also heute wahrlich nicht die erste Ehrung, die Sie erfahren, aber – ich denke – doch eine ganz besondere. Wer hätte Ende der 70er-Jahre voraussagen können, dass aus dem jungen Kicker aus Schwa- ben ein DFB-Ehrenspielführer wird, dass er sogar in zwei Ländern zum „Fußballer des Jahres“ gewählt werden sollte und dass aus dem Spitzenstürmer schließlich ein Spitzentrainer wer- den konnte? – Ein Trainer aus Leidenschaft, der in einem Atemzug mit allen anderen großen Bundestrainern genannt wird, obgleich er diese Aufgabe nur zwei Jahre innehatte! Diese zwei Jahre jedoch waren prägende Jahre, und zwar bis heute. Aber beginnen wir von vorne: Ihre Laufbahn starteten Sie 1972 beim Turnerbund Gingen. Richtig los ging es dann in Stuttgart: Dort stiegen Sie von den Kickers in der 2. zum VfB in der 1. Bundesliga auf. Schnell fanden Sie Ihren Stammplatz in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, wurden 1990 Weltmeister und 1996 als Kapitän Europameister. Auch bei der WM 1998 waren Sie Teamkapitän. Dies war dann auch Ihr letztes Jahr im Nationaltrikot. 47 Tore in 108 Länderspie- len – eine großartige Bilanz, aber mitnichten das letzte Kapitel mit der Nationalmannschaft. Denn 2004 kehrten Sie als Trainer zurück. Auf Ihnen ruhten die Lasten schwerer Hoffnung, das DFB-Team fit für die Weltmeisterschaft im eigenen Land zu machen. Sie galten als der richtige Mann, um für Aufbruchstimmung zu sorgen, und die Erwartungen haben Sie wahrlich nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Manch einem der gut 80 Millionen „Bundestrainer“ in unserem Land war es vielleicht sogar zu viel Aufbruchstimmung. Ihre neuen modernen Trainingsmethoden sorgten jedenfalls – um es zurückhaltend zu formulieren – für Diskussionen. Sie aber hielten fest an Ihrem Kurs, den Sie im Juni 2005 in einem Interview so zusammenge- fasst hatten – ich zitiere – : „Wir müssen alle Rituale und Gewohnheiten hinterfragen, und zwar andauernd – nicht nur im Fußball. Das ist doch nichts Schlimmes. Reform ist kein Prozess, der in Episoden stattfindet. Das Reformieren muss zu einem permanenten Zustand werden, nicht nur vor der Weltmeisterschaft, auch danach.“ Lieber Jürgen Klinsmann, dass Reformen und Veränderungen nicht immer und nicht jeden begeistern, das ist nicht nur im Fußball so. Als dann noch wenige Monate vor Beginn der WM die sportlichen Erfolge ausblieben und Sie in einem Testspiel gegen Italien so richtig – wie Sie Ehrungen Laudatio der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

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