PROTOKOLLE Bundestag 2019

142 AuSSerordentlicher DFB-Bundestag · 8. Dezember 2017 · Frankfurt am Main Während auf internationaler Ebene dieser schmerzhafte Prozess wieder ins Stocken gerät, gelingt der Befreiungsschlag auf nationaler Ebene erheblich besser. Die Vergangenheit aufar- beiten, die Zukunft besser gestalten. Die neue Verbandspolitik, meine Damen und Herren, hat viele Facetten und Auswirkungen. Das jüngste Beispiel hat unser Präsident schon erwähnt: die Bewerbung um die Ausrichtung der Europameisterschaft 2024. Die Mitnahme aller beteiligten Gruppen ist sicherlich im inter- nationalen Vergleich einmalig und vorbildhaft. Wir können nur hoffen, dass diese Ehrlichkeit und Offenheit am Ende auch belohnt wird. Jedenfalls hoffen wir das, und jedenfalls steht auch ganz klar fest, dass ein solcher Ansatz alternativlos ist. Einzelne Aspekte reichen jedoch nicht aus, die Glaubwürdigkeit zu steigern. Ein Baustein im Puzzle ist auch in einer modern organisierten Zentralverwaltung wichtig. Immanenter Bestandteil moderner Unternehmen sind Interessenvertretungen der dort beschäftigten Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter. Es passt nicht zusammen, nach außen transparent und nach innen feudalistisch zu arbei- ten. Auf die Agenda der neuen Führung kam daher 2015 folgerichtig, Widerstände gegen die Gründung einer Mitarbeitervertretung in der Zentralverwaltung nicht nur zurückzustellen, sondern diesen Prozess aktiv zu unterstützen – ein Paradigmenwechsel, den viele gar nicht für möglich gehalten hatten. Und so kam es, dass im Mai 2017 erstmals in der nunmehr 117-jährigen Geschichte des Deut- schen Fußball-Bundes eine mit festgelegten Rechten und Pflichten ausgestattete Mitarbeiter- vertretung gewählt wurde. Dabei war es in beiderseitigem Interesse, dass es eine Vertretung sowohl für den DFB e.V. als auch die neu gegründete DFB GmbH gibt. Auch auf dieser Ebene wollten wir Einheit zeigen. Ich möchte Ihnen nicht verschweigen, wer neben mir Mitglieder dieser Interessenvertretung der Belegschaft des DFB sind. Es sind für den e.V. Frank Diehl, Maika Fischer und Anja Kluck und für die GmbH Kathrin Bode, Lieven Schneider und Marc Kalac mit Sitz in Hannover. Außenstehende – auch aus dem Bereich der ehrenamtlichen Mitarbeiter der Landesverbände – haben mehrfach nachgefragt, warum die Mitarbeiter nicht einen ganz normalen Betriebsrat nach dem Betriebsverfassungsgesetz gebildet haben. In der Tat ist ein solcher Gedanke natür- lich naheliegend. Zur Wahrheit gehört es aber auch, dass der gewerkschaftliche Organisati- onsgrad beim DFB extrem niedrig ist, und die Vorurteile gegen einen klassischen Betriebsrat als Hort betrieblicher Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind in der Belegschaft gewaltig – so gewaltig, dass die Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter einen Betriebsrat schlichtweg nicht wirklich für nötig erachtet. Darüber hinaus gibt es aber noch zwei weitere Gründe, warum wir auf unserem Weg einen anderen Weg eingeschlagen haben: Das Werben des Generalsekretärs für eine DFB-eigene Lösung war erfolgreich, weil Friedrich Curtius als Generalsekretär ein hohes Ansehen in der Belegschaft besitzt. Die überwältigende Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ver- traute darauf, mit ihm eine im Interesse beider Seiten sinnvolle Regelung zu finden. Ein weiterer, zweiter Grund liegt in der Art und Weise der Gespräche zwischen Geschäftsfüh- rung und Mitarbeitervertretern. Ist es fast traurig, so etwas betonen zu müssen; aber es ist sicher nicht nur ein Problem des DFB in der Vergangenheit gewesen, sondern ein in vielen Institutionen innewohnendes Manko: Es gab nicht wenige in den Reihen der Belegschaft, die Angst vor Vereinnahmung hatten, die nicht an die Ernsthaftigkeit der Absichten der DFB-Füh- rung glaubten. TOP 7 Mitarbeitervertretung

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