PROTOKOLLE Bundestag 2019

127 AuSSerordentlicher DFB-Bundestag · 8. Dezember 2017 · Frankfurt am Main Was ist eigentlich der nächste Schritt, den wir gehen müssen, damit wir auch in den nächsten Jahrzehnten Weltmeister werden können, oben in der Spitze mitspielen können und wettbe- werbsfähig sind? Philipp hat gerade von 1990 erzählt. Es ist schon häufig genannt worden: 1990 haben wir, gerade als wir Weltmeister waren, den Fehler gemacht, dass wir den Worten von Franz Becken- bauer geglaubt haben. Der hat nämlich gesagt: Jetzt kommen die Spieler aus dem ehemali- gen Osten noch dazu, jetzt sind wir über Jahrzehnte unschlagbar. Das haben wir dann auch geglaubt, haben uns zehn Jahre kräftig auf die Schulter geklopft, immer wieder auf den drit- ten Stern gezeigt und haben gar nicht gemerkt, wie die Franzosen, die Holländer und andere Nationen an uns vorbeigezogen sind, weil sie hungriger waren, weil sie neugieriger waren und sich immer weiterentwickelt haben. Diesen Fehler dürfen wir jetzt nicht noch einmal machen. Es ist eben schon England erwähnt worden. Aber wenn wir uns umschauen und ein bisschen die Stimmung mitbekommen, dann merken wir, dass einiges auch in anderen Ländern in Bewegung ist. Wir müssen überlegen – obwohl wir schon stark sind und obwohl wir ein gutes System haben –: Was ist jetzt eigentlich der nächste Schritt? Die Welt schaut auf uns. Sie beneidet uns auch für das, was wir geschaffen haben. Sie beneidet uns für die gute Zusammenarbeit zwischen der professionellen Liga und dem Verband. Sie beneidet uns um die guten Infrastrukturen und um die tolle Organisation. Wenn wir internati- onal unterwegs sind, kommt nicht die Frage: „Wie schafft Ihr es mit der Nationalmannschaft, so gut zu spielen?“, sondern sie fragen: „Wo kriegt Ihr immer diese Spieler her? Wie schafft Ihr das, immer wieder neue junge Spieler hervorzubringen?“ Wir wissen, dass wir diese Spieler natürlich nicht – wie es manchmal in den Medien erscheint – aus dem Hut zaubern, sondern dass das ein Ergebnis eines langen Prozesses ist. Philipp Lahm ist hier das Paradebeispiel einer Entwicklung eines Nationalspielers: nämlich im kleinen Verein in München angefangen, dort groß geworden und dann über den Bundesligaverein Jugendnationalspieler geworden. Insofern ist er nicht nur Ehrenspielführer, sondern auch ein Paradebeispiel für die Entwicklung eines Spielers, wie es heute auszusehen hat. Wir müssen halt den nächsten Schritt gehen. Diese Frage haben wir uns gestellt. Wir glau- ben einfach, wir brauchen als Verband auch eine sportliche Heimat. Das viele Wissen, das wir haben – wir haben viele Experten mit unseren Trainern, mit unseren Sportschulen, mit unse- ren Profivereinen, aber auch unseren vielen Honorarkräften, die nicht ständig bei uns sind –, ist über ganz Deutschland verteilt. Wir waren der Meinung, wir müssen zusammenkommen, um Wissen zu bündeln, aber auch, um Wissen zu entwickeln. Deswegen sagen wir neuerdings nicht nur, wir sammeln das ein und hören einmal hin, son- dern wir schauen auch, was es an Innovationen gibt, was wir erforschen können. Dann schaf- fen wir es auch, einen kleinen Personenkreis, nämlich unsere Spitzenathleten – ob das Trainer, ob das Nationalspieler oder auch Schiedsrichter sind –, unter modernster Technologie arbei- ten zu lassen. Das schafft man auch mit den Technologien mittlerweile nur dann, wenn man ein kompaktes Zuhause hat. Wenn ich von „kompakt“ spreche, sage ich immer: Im ersten Schritt kümmern wir uns in der Akademie um die Spitzenathleten. Ich sage bewusst „im ersten Schritt“. Ich vergleiche das immer ein bisschen mit einem Formel-1-Labor oder einem Formel-1-Team. Wir wollen uns im ersten Schritt darum kümmern: Wie kriegen wir diesen Boliden noch schneller, noch leichter, noch wettbewerbsfähiger? Also, was macht den Nationalspieler besser, was macht den Bun- desligatrainer besser oder den Bundesligaschiedsrichter besser? TOP 3 Der neue DFB und seine Akademie

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