PROTOKOLLE Bundestag 2019

123 AuSSerordentlicher DFB-Bundestag · 8. Dezember 2017 · Frankfurt am Main lands. 50 Prozent unserer Bevölkerung haben den sogenannten Migrationshintergrund, in den Grundschulen sind es 80 bis 90 Prozent der Kinder in den Peripheriestadtteilen. Wenn ich das meinen Amtskollegen aus Ostdeutschland erzähle, schaue ich in manchmal etwas erschro- ckene Augen. Für uns Frankfurter als alte Handels- und Messestadt ist das kein Thema. Sie sind hier in der Messe. Diese Stadt gäbe es nicht ohne die Messe. Es ist tatsächlich die größte Messe mit eigenen Messehallen auf diesem Planeten. Das ist der Grund, warum es diese Stadt gibt. Frankfurt hat immer gehandelt, nicht erst die letzten zehn, 20, 30, 40, 50 Jahre, sondern – wenn unsere Forschungen stimmen – seit knapp 2.000 Jahren. Es ist eine Stadt, die sich ein Rathaus leistet – in dem ich residieren darf – mit dem Namen einer anderen Hauptstadt: „Römer“. Das ist aufgrund der alten italienischen Tuchhändler – sie kamen zwar aus Mailand; Sie wissen, das ist bis heute eine große Mode- und Messestadt –, die damals von den alten Frankfurtern einfach zu „Römern“ erklärt wurden. Es waren halt schon immer irgendwelche Menschen aus anderen Ländern da – und natürlich eben die „Römer“. Frankfurt ist eine Stadt, die sehr viel Wert auf ihre Geschichte legt, eine Stadt, die Wert auf Mobilität und Kommunikation legt, eine Stadt, in die permanent Menschen kommen und auch wieder gehen, aber – wie der Bevölkerungszuwachs dieser Stadt zeigt – vor allem bleiben. Die Stadt ist nicht nur für die Menschen aus der Umgebung von Frankfurt ein Zentrum, son- dern sie ist für eine Region von 5,6 Millionen Menschen quasi die Innenstadt und die kultu- relle Hauptstadt auch der hessischen Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main. Diese reicht bis nach Bayern, bis in die Landeshauptstadt unseres Nachbarlandes Rheinland-Pfalz mit Mainz und verbindet mit diesem sehr weichen Singsang der Sprache, diesem etwas – wie der eine oder andere sagt, der uns nicht kennt – „Vernuschelten“ eine unglaubliche Lebenskraft, ein Bedürfnis nach Nähe, was wir in Frankfurt als Stiftungshauptstadt – pro Kopf der Bevölkerung gerechnet – auch in einer großen Hilfsbereitschaft, in einer großen Nähe der Menschen unter- einander jeden Tag leben. Sie finden bei uns keine Türkenhochhäuser, Marokkanerhochhäuser, Asiatensiedlungen, chine- sische Siedlungen, wie es sie in anderen Staaten gibt mit Separation: in der „Stadt der Liebe“, wo Marokkaner, Algerier und Chinesen separat leben, in New York mit Trennung der Hispanics, der Schwarzen, der Italienischstämmigen. Frankfurt ist eins; Frankfurt hält zusammen. Frankfurt ist vor allem wirtschaftlich unglaublich kraftvoll. Wenn wir sparen, dann sparen wir bei den Zuwächsen. Das ist das, was in Frankfurt normal ist, was wir gewohnt sind. Die Stadt ist deshalb sehr expansiv und sehr offensiv, wenn es um die Frage von Kommunikation und natürlich auch von Sport geht. Deshalb – das kann ich nur so sagen – sind wir alle ein bisschen selbst schuld daran, dass wir heute hier sitzen. Ich denke aber, es wird uns guttun. Sie haben alle die Diskussionen verfolgt – die sehr ärgerlich waren, vor allem für mich als Oberbürgermeister; das bekenne ich hier freimütig –, nachdem die Stadtregierung, das Stadt- parlament und auch die Bevölkerung in einem Bevölkerungsentscheid gesagt haben: Wir wol- len nicht nur den DFB hier – wie traditionell –, sondern wir wollen auch die DFB-Akademie hier. Es gab in den Verfahren – Sie haben es verfolgt – zum Teil bis an die Lächerlichkeit gehende Grenzüberschreitungen einiger der Akteure. Das ist zum Glück heute vorbei. Deshalb schauen wir auf diesen Maßstab im Fußball, den wir setzen. Wir sind jetzt als Deut- sche Weltmeister und wir werden diesen Titel sicherlich auch im nächsten Jahr verteidigen. Die DFB-Akademie – wie ich gerne sage: die „Deutsche Fußball-Universität“ –, die kommt, legt die Grundlage für den Spitzenfußball in der Zukunft und sicherlich noch für viele weitere Titel. TOP 3 Der neue DFB und seine Akademie

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