PROTOKOLLE Bundestag 2019

121 AuSSerordentlicher DFB-Bundestag · 8. Dezember 2017 · Frankfurt am Main TOP 9 Ehrungen Dabei denke ich nicht nur an den Profisport, sondern gerade auch an den Amateurfußball; denn er ist das Gerüst des großen Erfolgs. Es war mir stets ein Anliegen, die Kleinen zu stärken und zu fördern. Fußball ist Allgemeingut und muss es auch bleiben; das sind wir unseren Fans – den treuen, den alten, den kritischen, besonders den jungen – schuldig. Das schöne, faire, ehrliche Spiel ist überall zu Hause und willkommen. Genau das habe ich als Nationalspieler selbst immer wieder erfahren dürfen. Wir sind verantwortlich dafür, dass es so bleibt. Ich bedanke mich für das Vertrauen, das mir der DFB entgegenbringt, diese Verantwortung auch bei der Bewerbung um die Europameisterschaft 2024 tragen zu dürfen. Fußball hat Vor- bildfunktion. Stadien sollen Orte bleiben, wo das Gemeinschaftsgefühl und unterschiedliche Schichten und Kulturen zusammenfinden, wo Leidenschaft, gegenseitiger Respekt und Fair- ness zu Hause sind, wo sich Wettbewerb und Kooperation nicht ausschließen, sondern Hand in Hand gehen. Es ist an uns, die Werte, die Fußball vermitteln kann, in die Öffentlichkeit zu tragen. Das möchten wir mit unserer Bewerbung um die Europameisterschaft 2024 tun. Wir möchten ein Bewusstsein schaffen für die Qualitäten, die Deutschland als Ausrichter bietet, für seine ausgezeichnete moderne Infrastruktur, für seine Erfahrungen, für seine Gastfreundlichkeit. Dabei wollen wir stets transparent und nachvollziehbar sein und auch die Folgen unseres Handelns immer mitdenken. So werden wir eine vorbildliche, unabhängige Bewerbung ablie- fern. Selbstbestimmt zu sein und handeln zu können ist unersetzlich. Mir war das in meiner Karriere immer wichtig. Ich habe gelernt, dass Fußball ein sauberer, ein gerechter Sport sein kann, mit dem man sich gerne identifiziert, von dem sich jeder gerne begeistern lässt. Ich habe erfahren, es kommt immer auf das „Wir“ an. Fußball ist ein Spiel, das uns über alle Grenzen hinweg verbindet. In einer Zeit, in der vieles unsicher ist, sind Regeln, Respekt und Miteinander umso wichtiger. Dem Fußball kommt hier eine zusätzliche Bedeutung zu: Er integriert. 1990, als ich mit mei- nem Großvater vor dem Fernseher saß, hießen die Spieler, denen wir begeistert zugeschaut haben, „Jürgen“ und „Lothar“. Heute heißen die Spieler, denen die Leute begeistert zuschauen, „Mesut“ und „Jérôme“. Die Nationalmannschaft spiegelt Europa und seine Vielfalt wider; sie spiegelt unsere Gesellschaft. Fußball beeinflusst die Menschen. Er lässt uns miteinander reden und miteinander fiebern und feiern. Fußball ist in Deutschland allgegenwärtig. Er begeistert uns, er nervt uns, er regt uns auf. Wenn der Fußball der Spiegel der Gesellschaft ist, dann müssen wir, die Verantwortlichen, alles tun und jeden Tag aufs Neue offen und geradlinig handeln. Wir müssen Grenzen einhal- ten und Regeln akzeptieren. Ich hatte das Privileg, ein Turnier im eigenen Land spielen zu dürfen. Ich weiß, was es für eine ungeheure Chance, Freude und Verpflichtung zugleich ist. Es geht mir bei unserer Bewerbung um Glaubwürdigkeit, darum, dass bei der Abgabe der Bewerbungsunterlagen nicht nur wir, sondern ganz Deutschland hinter dieser Bewerbung steht. Ich empfinde es als große Ehre, Teil dieser Unternehmung zu sein. Ich bin überzeugt, dass unsere Bewerbung dann erfolgreich wird, wenn wir alle diese Transparenz und Offenheit vorleben und mit Freude umsetzen. Als ich in der Jugend gespielt habe, war es mein Traum, Profi zu werden. Es war auch mein Traum, irgendwann einmal in der Nationalmannschaft aufzulaufen. Mein Traum war es auch, Weltmeister zu werden. Ich war bei meiner ersten Europameisterschaft 20 Jahre alt. Meine Träume haben sich erfüllt. Jetzt möchte ich dazu beitragen, dass junge Menschen und Spie- ler wieder von einem Turnier im eigenen Land und womöglich vom Titel träumen können. – Vielen Dank. (Beifall)

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