PROTOKOLLE Bundestag 2019

110 AuSSerordentlicher DFB-Bundestag · 8. Dezember 2017 · Frankfurt am Main Joachim Löw können das als Zeugen sicherlich bekunden, aber nicht nur die. – Wir mussten aber auch die große und immer noch abschließend aufzuklärende Krise mit dem Blick auf die WM 2006 – Stichwort „Sommermärchen“ – und andere Schwierigkeiten überstehen. Vor diesem Hintergrund bin ich von einem überzeugt – Sie werden mir dabei vielleicht zustim- men –: Was der Deutsche Fußball-Bund für die kommenden Jahre braucht, sind Stabilität und Kontinuität. Es gilt, wieder zur Ruhe zu kommen, um sich auf aktuelle und kommende Heraus- forderungen einzustellen. Lassen Sie uns daher am heutigen Tage gemeinsam dafür sorgen, dass dieser Außerordentliche Bundestag eine Weichenstellung im Sinne von Handlungs- und Zukunftsfähigkeit ist. Das können Millionen aktiver Fußballerinnen und Fußballer durchaus von uns auch erwarten. Meine Damen und Herren, ich möchte in dieser Hinsicht auch selbstkritisch sein. Auch im Pro- fifußball führen wir derzeit oftmals viele Diskussionen um Nebensächlichkeiten. Ich persön- lich halte nichts von Symbolpolitik. Besser wäre es, wir hätten die großen Fragen konsequen- ter vor Augen: Wie zukunftsfähig ist der deutsche Fußball? Wie können wir verhindern, dass uns der demografische Wandel und ein verändertes Freizeitverhalten ernsthafte Probleme bereiten? Welche Chancen und Risiken bedeuten Digitalisierung und Globalisierung? Wie sehr schreitet die Individualisierung unserer Gesellschaft voran? Und – gerade in diesen Tagen – was bedeutet internationale Wettbewerbsfähigkeit für DFB und DFL im Einzelnen? Lassen wir uns nicht täuschen: Konkrete Herausforderungen stehen bereits vor der Tür. Und diese Herausforderungen haben es auch für den DFB in sich. Das beginnt bereits mit der WM in Russland im kommenden Sommer, geht aber sehr viel weiter. Die Bewerbung um die EM 2024 wird uns viel abverlangen. Reinhard Grindel hat dazu vorhin schon einiges gesagt. Die Vorkommnisse rund um die WM 2006-Bewerbung könnten erheb- liche wirtschaftliche Auswirkungen haben. Die neuen Strukturen der DFB-Hauptverwaltung sind beschlossen, werden ab Januar kommenden Jahres umgesetzt, müssen sich aber noch bewähren. Im Schiedsrichterwesen gibt es darüber hinaus offensichtlichen Handlungsbedarf – bei allen Erfolgen, die wir heute gehört haben –, der nicht ignoriert werden kann. Darauf hatte die DFL unlängst hingewiesen. Auch wenn wir den sportlichen Bereich anschauen, ist klar: Wir dürfen uns nicht ausruhen. Natürlich: Der Sieg im Confed-Cup und die Europameisterschaft der U 21 sind großartig. Hierzu gilt es den Aktiven und Verantwortlichen insgesamt zu gratulieren. Aber wenn wir die weiteren U-Mannschaften sehen, müssen wir anerkennen, was andere Länder leisten. England hat massiv aufgeholt – Weltmeister bei den U 17- und bei den U 20-Junioren, Europameister mit der U 19. Auch Spanien schläft nicht; das wissen wir, das wissen auch Sie. Hinzu kommt: Im Bereich des Frauenfußballs – Steffi Jones ist auch hier – sehen wir ebenfalls, dass andere Länder nicht nur den Anschluss geschafft haben. Der DFB ist der größte Fußballfachverband der Welt – mit einer motivierten Basis. Darauf kann der DFB auch stolz sein. Auch deshalb wurde am vergangenen Bundesligaspieltag der „Tag des Ehrenamtes“ mit zahlreichen Aktionen von der DFL unterstützt. Hier schaffen Menschen Werte, und zwar nicht nur im monetären Sinne. Keine Zweifel, an verschiedensten Stellen wird eine Menge Großartiges geleistet. Dennoch oder gerade deshalb sind wir, die wir gemeinsam im DFB Verantwortung tragen, an einem Punkt, an dem wir Prioritäten setzen können und auch setzen müssen: weg vom manchmal kleinlichen Streit, weg von Nebenkriegsschauplätzen, stattdessen entschlossen nach vorne gehen; das muss das Ziel sein. TOP 1 Eröffnung und Ansprachen

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